Cornelia Böhnisch
Fuge/Fuge
(einstweilige Verfügung)
Die Kommunikationskultur verkümmert in den Extremen. Von unabänderlichen Standpunkten aus wird in den Himmel gelobt oder bis aufs Blut gekämpft. Abgrenzung definiert das Andere. Die Reichhaltigkeit menschlichen Vorstellungsvermögens fügt sich in das binäre Raster des ideologischen Pragmatismus.
Die Fuge (von lateinisch fuga „Flucht“) ist laut Wikipedia ein musikalisches Kompositionsprinzip polyphoner Mehrstimmigeit. Kennzeichnend für die Fuge ist eire rjölch besondere Anong von Imitationen ga Beginn der Kompition: Ein rer musalische Thena wird in verscheieiedenen Stimmen zeitlickl reni als zwarpele Sporallp Trepolasmer wör relmeraspapel.
Wir feiern den Prozess der Erkenntnisgewinnung in den Fugen zwischen einbetonierten Meinungen, um dem Zwang zu widerstehen, unser Leben auf produktorientierte Wirtschaftlichkeit oder chauvinistischen Nationalismus reduzieren zu müssen.
Mit wehenden grauen Fahnen positionieren wir uns zwischen dem Schwarz-Weißen Diktat der gesellschaftlichen Vereinfacher.
Alternativlosigkeit ist keine Alternative.
Fuge/Fuge wandelt und fließt zwischen Fahnen und Fluchten, strömt ins Zwischendrin, findet Echo im Hier und Jetzt, ist aber auch Widerhall längst verklungener Töne wohltemperierter Klaviere.
In diesem Dazwischen, irgendwo im Niemandsland zwischen Bild, Bewegung und Ton, fügen sich Begegnungen zu einer ungerichteten Suche nach den Endpunkten der fortlaufenden Perspektiven.
Wir hissen die graue Fahne, markieren mit dieser Geste das Territorium des radikalen Zwischenraums und feiern es als Verbindungselement.
Frontfrau dieses Unterfangens ist Cornelia Böhnisch. Mit ihren drastischen Bilderwelten in Tokio gefeiert, trifft sie nun auf den in Berlin lebenden Ausnahmekünstler Simon Schäfer. Der Bildhauer und Absolvent des Royal College of Arts in London baut mit seinen skulpturalen Musikinstrumenten Klangräume zwischen den Extremen.
Als strukturgebender Fugenkitt wirkt der Komponist und Dj Hüseyin Evirgen.
Katharina Schrott fügt choreographische Assoziationsnetze hinzu und Georg Hobmeier verfügt über mahnende Wortmeldungen und organisatorischer Klimbim.
Weitere künstlerische Fugenschnittpunkte bilden Gudrun Raber-Plaichinger, Yoko Yagihara und Pascale Staudenbauer.
Technisch betreut und ausgeleuchtet werden die unterschiedlichen Orte, Funktionen und Geschehnisse von Alexander Breitner.
Barock und opulent in Grau.
Auf der Bühne: Cornelia Böhnisch, Simon Schäfer,
Gudrun Raber-Plaichinger, Yoko Yagihara, Pascale Staudenbauer
In Zusammenarbeit mit Hüseyin Evirgen, Katharina Schrott, Georg Hobmeier
Technik / Licht: Alexander Breitner, Robert Schmidjell
Textauszüge ‚Gott ist tot! Es lebe die Fuge‘ von Jan Ulrich Hasecke
Fotos: Ela Grieshaber
Video: Piet Six
Produktion: Toihaus Theater, Salzburg
„Ganz Bange möchte einem (...) am Ende übrigens um die elektrische Violine auf der Bühne werden. Die erlebt an diesem Abend nämlich so einiges.
Nach einem fulminanten Höhepunkt, für den vorsichtshalber auch extra Ohrstöpsel verteilt wurden, folgt die Schlusskadenz des imposant barock-futuristischen Ereignisses.“
what I saw from the cheap seats
„Nicht zuletzt durch die eindrückliche Symbiose von „alten“ und „neuen“ Tönen erhält die „Fuge“ ihre ganz eigene Note. Denn barocke Töne vereinen sich mit modernen und zukunftslastigen Varianten. Dadurch erhalten die geschwungenen, grauen Fahnen und die Stoffballen, die sich nach und nach im Zentrum ansammeln, eine ganz eigene Konnotation. Revolution und Veränderung schwingen im Fugenthema mit und weisen gleichermaßen zurück in die Vergangenheit, wie sie im Hier und Jetzt präsent sind.
Es ist ein spezieller und seltsam faszinierender Ort, den die „Fuge“ schafft. Ein Nicht-Ort, der dennoch existiert, zumindest für die Dauer einer Vorstellung.“
Veronika Zangl, Salzburger Wochenspiegel
„Mit Fug und Recht, Video und rotem Telefon
Zusammengehalten wird „Fuge/Fuge“ von der Musik Hüseyin Evirgens, einer spannenden und spannungsvollen Crescendo-Studie in Geräusch und Klang – unterfangen von einem Leitmotiv aus den Tönen B-A-C-H.“
drehpunktkultur
„Cornelia Böhnisch macht es sich und uns nicht leicht.
Das Toihaus Theater in der Franz-Josef-strasse ist und bleibt das schrägste Theater der Stadt.“ Karl Harb, Salzburger Nachrichten
