Cornelia Böhnisch
Heilige Wildnis





In seinem Hymnen-Fragment „Tinian“ formte Friedrich Hölderlin den Begriff der „Heiligen Wildnis“. Das Toihaus entlehnt diesen als neues Spielzeit-Motto und startet inspiriert von Hölderlins Naturästhetik auch in eine neue künstlerische Ära. In Hölderlins Werk spielen Natur und Religion eine zentrale Rolle: So war der wegweisende Lyriker, der sich nach einengenden Jahren in der Klosterschule gegen die Laufbahn eines Pfarrers entschied, entschlossen auf der Suche nach einer unkonventionellen Form des dichterischen Sprechens. Er wollte eine eigene ‚natürliche‘ poetische Sprache finden. Inspiriert vom Pantheismus glaubte Hölderlin an die Immanenz des Göttlichen in der Natur und versetzte dadurch den Begriff des Heiligen ins Diesseits.
In der Performance „Heilige Wildnis“ wird Wildnis artifiziell produziert und in einem künstlerischen Prozess gleichzeitig hinterfragt: Gilt Wildnis uns auch heute noch als heiliges Refugium? Soll die Natur sich selbst überlassen und darauf vertraut werden, dass sie sich in Zeiten von Umweltverschmutzung und Klimawandel ihre Räume zurückerobert? Oder lässt sich Natur nur retten, indem man sie künstlich reproduziert?
Regie: Cornelia Böhnisch und Katharina Schrott
Musik / Komposition: Gudrun Plaichinger und Jan Leitner
Tanz: Elena Francalanci und Cornelia Böhnisch
Bühne / Kostüm: Paul Horn und Cornelia Böhnisch
Dramaturgie: Felicitas Biller
Musikdramaturgie: Marius Schebella
Licht / Technik: Alexander Breitner und Robert Schmidjell
Premiere: 04. Oktober 2019
Pressestimmen
„Heilige Wildnis“ kommt ganz ohne Wort aus. Wichtig sind Musik und Licht, Tanz und ein Bühnenbild, das vorwiegend aus Kunststofffolien besteht. […] Zwei Tänzerinnen entwickeln Szenen sehr nahe an Hölderlins Gedicht: Ein Baum, der seine Äste streckt oder Wasser, das glucksend wie durch einen kleinen Bach fließt. Aber auch böse Wesen, die kämpfen und schrecklich heulen. […] „Heilige Wildnis“ handelt auch von der Möglichkeit, einander nach dem Kampf wieder freundschaftlich und zärtlich zu begegnen.“ORF Radio - Eva Halus
Mit „Heilige Wildnis“ ist am Toihaus in Salzburg jeder Spieltag ein Toiday for Future. Hölderlins „Tinian“ als Inspiration für einen Wink mit dem Zaunpfahl und eine Mahnung zur Nachhaltigkeit.“Blog What I saw from the cheap seats - Veronika Zangl
HEILIGE WILDNIS – Holy Wilderness
In his hymn fragment "Tinian", Friedrich Hölderlin coined the term "holy wilderness”. Toihaus borrowed this term as its motto for the 2019/2020 season as well as a starting point to a new artistic era inspired by Hölderlin’s nature inclined aesthetic.
Nature and religion play central roles in Hölderlin’s work. The pioneering lyric poet – who after years in a theological seminary decided against a career as a pastor – was determined to find an unconventional form of poetic expression. He wanted to discover his own “natural” poetic voice. Inspired by pantheism, Hölderlin believed in the immanence of divinity in nature and thus transferred the concept of the sacred into the here and now.
In the performance “Heilige Wildnis”, wilderness is artificially constructed and at the same time questioned via artistic process: is wilderness still a valid form of sacred refuge for us today? Should nature be left to her own devices and trusted to be able to – in times of pollution and climate change – reclaim her space and resources? Or can nature be saved only by way of assisted artificial recreation?
Directed by: Cornelia Böhnisch, Katharina Schrott
Music/Composition: Gudrun Plaichinger, Jan Leitner
Dance: Elena Francalanci, Cornelia Böhnisch
Stage/Costumes: Paul Horn and Cornelia Böhnisch
Dramaturgy: Felicitas Biller
Musical Dramaturgy: Marius Schebella
Lights/Tech: Alexander Breitner, Robert Schmidjell
Tickets and Information: ticket@toihaus.at
Tel.: + 43 662 87 44 39 www.toihaus.at